Wohnmobiltour durch die West-Sahara: vom „Kilometer 25“ (Dahkla-Halbinsel) nach Dakhla

Dieser Beitrag gehört zur Artikel-Serie “Unsere Fahrt in die West-Sahara”

Nachdem wir ein paar Tage am „Kilometer 25“ verbracht haben, arbeiten wir uns nun ganz langsam Richtung Dakhla-Stadt vor.

Freistehplatz „Kilometer 15“ (Lagunenseite)

Ganz langsam heißt in unserem Fall, dass wir ca. 10 Kilometer Richtung Dakhla fahren. Nach dem Schild, das auf den Caravan-Parkplatz hinweist, nehmen wir die kaum sichtbare Piste nach links. Dort parken wir mit sensationellem Blick auf die ruhige Lagune (GPS: 23.83194 N, -15.867015 W) und einem kleinen, bewachsenen Seitenarm.

Das Wasser in der Lagune ist tiefblau. Wir stehen hier in erster Reihe direkt an der Abbruchkante des Hochufers.

Bei Ebbe: Grüner Seitenarm der Laguna am Freistehplatz - Kilometer 15
Bei Ebbe: Grüner Seitenarm der Lagune am Freistehplatz – Kilometer 15

Die Straße nach Dakhla ist an dieser Stelle zum Glück soweit entfernt, dass wir nichts davon hören. Klasse! Nur ein paar Hunde rücken uns auf die Pelle. Auf einer großen Fläche verteilt stehen 5 weitere Wohnmobile. Es ist richtig Platz! Hier ist Freisteher-Athmosphäre, obwohl der Stellplatz super-offiziell ist. Die Internet-Verbindung ist gut. Das wird unser Lieblings-Platz auf der Dakhla-Halbinsel!

Am Nachmittag unternehmen wir einen Spaziergang am Ufer entlang Richtung Dakhla. Nach ca. 3 Kilometern erkennen wir auf der anderen Straßenseite riesige Plastikzelte. Das müssen die Gewächshäuser sein, in denen die Bio-Tomaten für Deutschland angebaut werden.

Am Abend kommt ein netter Herr in Zivil und holt 2 Fiches pro Person. Warum zivil, warum 2 Fiches pro Person? Wird wohl schon seine Richtigkeit haben.

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Am nächsten Tag ist Sonntag. Das ist der traditionelle Picknick-Tag der Marokkaner. Ab 11 Uhr kommt ein Auto nach dem anderen hier an. Es steigen ganze Großfamilien aus, vom Baby bis zur Oma sind alle dabei. Der halbe Hausstand wird ausgepackt – Teppich, Töpfe, Shisha, Teekessel, Tajine… Es wird sich zu kleinen Grüppchen unterhalb der Felsenkante in flachen Nischen und in den Lagunenseitenarm gesetzt, gegessen, gesungen und erzählt. Ganze Familien, auch Frauen und Mädchen, spielen Fußball am Strand. Die Leute fotografieren sich und andere mit ihren Handys.

Sonntags-Picknick
Sonntags-Picknick

Ein großartiges Schauspiel! Zur Dämmerung ziehen alle wieder ab.
Männer fragten uns nach Whiskey, Jungs nach Fisch und Limonade  – hatten wir alles nicht. Sie blieben trotzdem freundlich.

Tomaten-Farm

Am nächsten Tag brauchen wir nur 2 Kilometer zu unserem ersten Stopp zu fahren. Wir haben auf unserem Spaziergang ja schon diese riesigen Foliengewächshäuser gesehen und jetzt wollen wir es genau wissen (GPS: 23.816893 N, -15.888688 W). Also hingefahren und mal freundlich gefragt, ob wir uns das hier mal anschauen dürfen.

Tomaten-Fabrik
Tomaten-Farm

Der Wachmann telefoniert und kurze Zeit später steht Mohammed an unserem Wohnmobil und gibt grünes Licht für die Besichtigung. Toll finden wir, dass er ganz passabel englisch spricht. Er führt uns in ein riiiiiieeeeesiges Gewächshaus. Von einem zentralen Gang gehen viele Reihen, mit an langen Schnüren wachsenden, Tomatenpflanzen ab.

Blick in das Gewäckshaus
Blick in das Gewächshaus

Er erzählt uns, daß 90% der Ernte exportiert wird. Der Grund dafür ist einfach: hier ist man auf Cocktail-Tomaten spezialisiert. Kleine Tomaten aber gelten bei den Marokkanern als minderwertig. Somit ist das lokale Interesse gering. Wir können aus eigenen Erfahrungen bestätigen, daß Cocktail-Tomaten in Marokko deutlich billiger sind als große Fleisch-Tomaten. Uns soll es recht sein.

Tomaten reihenweise lecker!
Tomaten reihenweise lecker!

Mohammed schneidet uns 2 Rispen mit Tomaten ab und wir dürfen kosten. Ja, so direkt von der Pflanze – ein wunderbares Aroma. Allererste Qualität! Mohammed erklärt weiter, daß 80% der Tomaten, die hier angebaut werden, Bio-Tomaten sind. Diese Bio-Tomaten werden also von hier, im äußersten Süden Marokkos über 4000 Kilometer nach Deutschland in die Bio-Läden gefahren. Ach so?! Wir fragen natürlich wo hier in der Sahara-Wüste das Wasser herkommt: Unter Dakhla befindet sich einer der größten unterirdischen Wasservorkommen der Welt! Das Wasser wird hoch gepumpt, gefiltert und mit Nährstoffen versehen…

riesige Tomtatenpflanzen
riesige Tomatenpflanzen

…dann tröpfchenweise über Leitungen an den Sand, in dem die Pflanzen wachsen, abgegeben. Wir erfahren auch, dass die Tomaten-Farm zwei Eigentümern gehört: einem Saharaoui und einem Franzosen. Die Männer und Frauen, welche hier arbeiten, kommen aus ganz Marokko. Es gibt 2 Pausengebäude, eines für Männer und eines für Frauen. Als wir dann Männer auf über 2-Meter hohen Stelzen sehen, trauen wir unseren Augen kaum. Die Pflanzen sind ja sehr hoch und müssen natürlich auch von oben gepflegt werden. Deswegen die Männer mit den Stelzen!

Arbeiter auf Stelzen
Arbeiter auf Stelzen

Zum Abschied gibt Mohammed uns noch eine halbe (Dünger-)Tüte voll dieser leckeren kleinen roten Kostbarkeiten und seine Telefonnummer. Wenn wir wieder Tomaten brauchen sollen wir einfach vorbeikommen. Machen wir bestimmt. Nette Führung, super Erklärungen und leckere Tomaten – Danke Mohammed! Und wenn Ihr mal in der Nähe seit: Schaut hier mal rein – es lohnt sich!!

Bio-Tomaten-Beute
Bio-Tomaten-Beute

Taourta (Atlantik)

Wir fahren ganze 8 Kilometer weiter nach Taourta.

Hier sind WOMOs wilkommen!
Hier sind WOMOs willkommen!

Taourta ist ein kleines Dorf am Atlantik mit ein paar von Betonmauern umgebenen Gärten. Nichts Besonderes. Der letzte Übernachtungsplatz war schöner. Aber wir wollen hier eine Nacht am Atlantik bleiben und heute nicht mehr nach Dakhla reinfahren. Schade nur, daß unser Wassertank leer ist. Also haben wir einen jungen Mann gefragt, wo es hier Wasser gibt. Er führt uns zu einem großen Wasserbecken.

Das Wasserbecken von Taouarta
Das Wasserbecken von Taourta

Die Mauern sind ca. 2 Meter hoch. Ein paar locker übereinander gelegte Steine dienen als wacklige Treppe. Da klettert er hoch und zeigt auf das Rohr, aus dem unablässig Wasser strömt (GPS: 23.795347 N, -15.911833 W) . Ah ja – und wie bekommen wir das Wasser in unseren Tank? Wir überlegen erstmal…  und haben dann eine tolle Idee: Ich  schneide von einem 5-Liter-Wasserkanister den Boden ab. Über die Öffnung des Bodens mache ich ein kurzes Gummi-Spannband damit ich den Trichter am Wasserrohr befestigen kann. Durch die Deckel-Öffnung des Wasserkanister stecke ich den Gardena-Anschluss unseres Wasserschlauches.

Wie bekommen wir das Wasser in den Tank?
Wie bekommen wir das Wasser in den Tank?

Das passt wie dafür gemacht! So, jetzt das WOMO noch ganz nah an das Wasserbecken geparkt und den Schlauch vom Wasserrohr zum WOMO verlegt. Doreen hält am WOMO den Schlauch und siehe da – Wasser kommt raus!

Wasser marsch!
Wasser marsch!

Wir füllen den Wassertank und noch ein paar Reserve-Kanister. Da das Wasser ca. 35 Grad warm ist, waschen wir uns gleich mal die Haare im WOMO.

Dann parken wir um zu den anderen Wohnmobilen, die sich hinter einer Mauer vorm Wind verstecken und genießen den Atlantik-Blick (GPS: 23.796288 N, -15.915371 W).

Thema Nummer 1 - WINDSCHUTZ!
Thema Nummer 1 – WINDSCHUTZ!

Die Internetverbindung ist hier sehr flott.

P.S: Noch ein Wort zum Wasser der Dakhla-Halbinsel: Was ihr sicher schnell bemerken werdet ist, dass das Wasser nach „faulen Eiern“ riecht. Das, was man mit dem Wasser wäscht, übernimmt diesen Geruch nicht. Aber besser nicht zum Kochen nehmen ;-)! Das Wasser aus dem Wasserturm in Dakhla und am „Kilometer 25“ ist gefiltert und riecht nicht nach Schwefel.

Dakhla-Stadt

Nach einer windigen Nacht geht es jetzt wirklich nach Dakhla. Nun, nicht gleich direkt, sondern erst einmal zum Leuchtturm von Dakhla. Dort machen wir unsere erste kleine Pause – natürlich mit Leuchtturmblick (GPS: 23.726536 N, -15.954413 W). Der Leuchtturm ist schlank und hat hübsche schwarze Streifen!

… und jetzt geht es in das Stadtzentrum von Dakhla.

Stadttor von Dakhla
Stadttor von Dakhla

Bei der Fahrt durch die Stadt kommt uns wieder vieles bekannt vor. Das Stadtbild ähnelt dem von Boujdour oder Zagora – moderne marokkanische Architektur. Wirklich „Altes“ ist hier nicht zu finden. Unser WOMO parken wir neben einem Militärgebäude (GPS: 23.700539 N, -15.926683 W). Bitte parkt Euer WOMO auf der linken Parkplatzhälfte, die rechte Seite ist für Gäste des Militärhotels reserviert.

Als erstes schlendern wir die lange schöne Promenade an der Lagune entlang.

Moderne Promenade
Moderne Promenade

Weiter geht es zum zentralen Platz mit spanischer Kirche, dem Sahara-Regency-„Luxus-Hotel“ und einer Säule, welche die Dakhla-Halbinsel darstellt (GPS: 23.700739 N, -15.928581 W).

spanische Kirche in Dakhla
spanische Kirche in Dakhla
Die Dakhla-Halbinsel als schmucke Säule
Die Dakhla-Halbinsel als schmucke Säule
DAS Hotel von Dakhla-Sahara Regency
DAS Hotel von Dakhla: „Sahara Regency“

Nach dem Kulturprogramm lassen wir uns einfach durch die Straßen treiben, um die Atmosphäre der Stadt in uns aufzunehmen und ein wenig einzukaufen. Das Warenangebot ist marokko-üblich – alles da. Die Preise sind im Durchschnitt etwa 20% höher als in Boujdour bzw. dem Rest Marokkos. Nichts mit steuerfreien Schnäppchen!

Wer Wasser braucht, fährt zum Wasserturm (GPS: 23.7058 N, -15.92713 W). Dort kauft man sich eine „Wasserkarte“ über 1000 Liter für 100 Dirham. Die Wasserkarte besteht aus 5 Abschnitten zu je 200 Liter. Das lohnt sich also nur für Leute, die hier länger bleiben und mehrfach Wasser holen wollen. Alternativ kann man natürlich auch eine Nacht auf den Campingplatz gehen und dabei Wasser bunkern.

Da Dakhla, wie alle marokkanischen Orte, erst abends so richtig Flair entwickelt, hier noch eine paar Stellplätze im Ortsgebiet:

Wer nicht freistehen möchte, kann natürlich auch für 60DH auf den Campingplatz (GPS: 23.763514 N, -15.907254 W) gehen. Strom gibt es dort nicht. Im Preis enthalten sind nur kalte Duschen. Wer allerdings gleich duscht, nachdem das Wasserauto die Wasserbehälter mit dem warmen, nach Schwefel riechenden, Wasser aufgefüllt hat, kann herrlich heißes Wasser genießen.

Campingplatz in Dakhla
Campingplatz in Dakhla

Nachdem wir jetzt alles, was wir auf der Dakhla-Halbinsel sehen wollten, gesehen haben, verbringen wir noch ein paar windige, erholsame Tag an den Freistehplätzen „Kilometer 15″/Boutalha und „Kilometer 25“.

Windschutz am blauen Kasten
Windschutz am blauen Kasten

STAND: 02/15

3 Gedanken zu „Wohnmobiltour durch die West-Sahara: vom „Kilometer 25“ (Dahkla-Halbinsel) nach Dakhla“

  1. Kein Wunder, dass die Campingplätze wie der in Dakhla verkommen und dann schließen müssen.
    Empfehlung hier:
    Eine Übernachtung auf dem Campingplatz und Wasser bunkern.
    Schlimm Schlimm, wer hat schon 6 Euro für einen Tag übrig?
    Sind die Mobile doch schon teuer genug.
    Ich schäme mich für solche Reisende Europäer.

    1. Hallo Udo, beim freien übernachten geht es doch nicht um Geld sparen. Wir haben einfach nicht immer Lust auf einen Campingplatz zu stehen da sich die Atmosphäre doch sehr unterscheidet ob man nebeneinander mit vielen Wohnmobilen steht oder frei in der Landschaft.

      1. Mir ging es um den Vorschlag, auf den Campingplatz Mussafier vor Dakhla für einen Tag zu fahren, um Wasser zu bunkern.
        Oft habe ich die Freisteher, wozu ich ja auch gehöre, wenn es, wie im Senegal, nur sehr wenige Plätze gibt, gesehen, die von Kilometer 25 kamen, zum wäschewaschen, hunderte Liter Wasser entnahmen, welches mit dem Tankwagen angeliefert war und dann schnell wieder wegwaren.
        Heute ist auch dieser Campingplatz geschlossen.
        Besten Gruß… Udo

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