West-Sahara-Fahrt: vom Oued Chbika zum Oued Ma Fatma (30 km)

Dieser Beitrag gehört zur Artikel-Serie “Unsere Fahrt in die West-Sahara”

Nach einigen Tagen am Oued Chbika machen wir unseren Wassertank voll, verabschieden uns von lieben WOMO-Freunden und fahren die N1 weiter nach Süden.

Auch auf diesem Streckenabschnitt begleitet uns die gleiche Landschaft: braune Steinwüste. Mal einen Hügel hinauf, mal eine Flussquerung hinunter – alles sehr entspannend.

Landschaft auf dem Weg
Landschaft auf dem Weg

Die LKWs tun uns den Gefallen, schön auf ihrer Straßenseite zu fahren. Die Straßenqualität ist auf diesem Abschnitt top! Immer wieder sehen wir kleine WOMO-Grüppchen auf den Klippen über dem Meer, die teilweise nur 100 Meter von der Fahrbahn entfernt sind.  Die um eine Mobilfunkantenne herumlaufende Mauer wird genutzt um sich dahinter vor dem Wind zu verstecken.
Nach der großen Brücke über den Fluss Fatma erreichen wir die Einfahrt (GPS: 28.205206 N, -11.783586 W) zum Stellplatz „Oued Ma Fatma“.

Stellplatz = 10 Dirham
Stellplatz = 10 Dirham

Der Blick hinunter in den Canyon ist atemberaubend. Wir suchen uns einen halbwegs windgeschützten Platz mit Blick ins Tal.

Blick ins Tal
Blick ins Tal

Nach einer kleinen Pause gehen wir los um die Gräber bei der Heiligenstätte der Lala Fatma zu besuchen (GPS: 28.189754 N, -11.770366 W). Wenn man das Tal landeinwärts schaut, sieht man auf der linken Seite eine weiße Gebäudegruppe. Das ist unser heutiges Ziel. Der Spaziergang dauert hin und zurück ca. 2 Stunden. Wir gehen vorsichtig über die Brücke – bitte achtet auf jedes einzelne Fahrzeug! Einen Fußweg gibt es natürlich nicht. Wenn man auf der landeinwärts gelegenen Straßenseite geht, hat es den Vorteil, dass dort die Fahrzeuge langsamer fahren. Auf der meerseitigen Spur geht es bergab für die LKWs und sie sind deswegen sehr schnell. Rechts über der Straße seht ihr das Gebäude des Militärpostens. Dahinter vorbei führt der Weg zu der Grabanlage. Die Soldaten sind sehr freundlich und laden uns gleich mal zum Tee ein. Da es schon Nachmittag ist und wir nicht im Dunkeln weiter wollen, melden wir uns für den Rückweg an. Eine halbe Stunde später sind wir bei der Grabstätte der heiligen Frau.

ummauerte Gräber Ma Fatma
ummauerte Gräber Ma Fatma

Es gibt einige schlichte Gräber, die in Gruppen von weißen Mauern umgeben sind.Gräber bei Ma Fatma

Gräber bei Ma Fatma

Nichts Spektakuläres, aber der Weg ist auch hier das Ziel! Am Ende des Komplexes befindet sich ein Holzgestell. Dies wird beim großen Fest der Heiligen (=Moussem) benutzt, um dort ein weißes Kamel einzuspannen und zu schlachten. Na, Mahlzeit!

Gestell zum Kamelschlachten
Gestell zum Kamelschlachten

Auf dem Rückweg vergessen wir natürlich nicht die nette Tee-Einladung! Wir sitzen gemütlich auf der windgeschützten Rückseite des Militärhäuschens, trinken sehr leckeren Pfefferminztee mit Kräutern aus der Gegend von Ouarzazate, dort kommt der Chef des Postens her, schauen auf die Brücke und das Tal. Super Ausblick!! Wir plaudern mit den 3 Soldaten und erfahren, dass sie alle 4 Monate auf eine andere Station versetzt werden. Wir genießen das tolle Weißbrot mit Olivenöl und die entspannte Atmosphäre. Dann verabschieden wir uns und folgen dem Rat der Männer, besser bei den Fischerhütten hinab zum Fluss und dann über den Strand zurück zu gehen. Die Spätnachmittagssonne taucht das wie Schichtkuchen anmutene Hochufer in magisches Licht. Wir queren den Strand Richtung Westen auf unser WOMO zu. Zum Glück ist Ebbe. Am WOMO-seitigen Steilufer befindet sich ein Seil, an dem wir uns an den Felsen hochziehen (GPS: 28.209225 N, -11.784169 W). Es ist etwas Kletterei, aber es geht besser als gedacht! Beim Aufstieg bewundern wir die verschiedenen mehrfahrbigen Gesteinsschichten.

Seil als Kletterhilfe zum Stellplatz
Seil als Kletterhilfe zum Stellplatz

Oben angekommen werden wir mit einen grandiosen Ausblick vom Hochufer Richtung Westen, auf die vom Atlantik angefressene Küste belohnt!

Steilküste hinter dem Stellplatz
Steilküste hinter dem Stellplatz

Hier finden wir auch ganz viele versteinerte Seeigelböden. (GPS: 28.211262 N, -11.786457 W) Sie sind kreisrund, etwa so groß wie eine 1-Dirham-Münze und haben in der Mitte ein Loch bzw. eine Vertiefung.

Bei einem Sonnenuntergangs-Kaffee vorm Womo genießen wir das Lichtspiel an den Felsen der gegenüberliegenden Flussseite. Der Wind hält sich heute Nachmittag zum Glück sehr zurück.

Gegenüberliegendes Flussufer im Abendlicht
Gegenüberliegendes Flussufer im Abendlicht

Nachdem wir die Übernachtungsgebühr von 10 Dirham bezahlt haben, gehen wir bald in unser WOMO, wo wir die Heizung anschmeißen, da es heute Abend etwas frisch ist. Internet gibt es hier leider nicht.

(STAND: 02/15)

Tagebucheintrag vom 4.2.15

Oued Chbika – Oued Ma FatmaWetter: windig, wolkig, sonnige AbschnitteAm Morgen gehe ich das Flußbett entlang Richtung Landesinnere und zurück – windgeschützt und sehe dabei einige Vögel. Nach dem Frühstück bunkern wir Wasser, was etwas mühsam ist, denn Sven muss das Wasser aus der Zisterne in einem recht kleinen abgeschnittenen Kanister hinaufziehen und dann in unser 5L-Kanister umfüllen und das bei Starkwind sodass eben auch nicht alles in den Kanistern landet. Ich versuche alles festzuhalten damit nix wegfliegt. Aber irgendwann sind wir wieder voll, wir sind ja froh Wasser zu bekommen, das ist auf der Strecke nach Süden nicht selbstverständlich. Dann verabschieden wir uns von einigen Nachbarn, es wird noch zusammen Kaffee getrunken und über das Wetter, Wind und Kälte geschimpft. In diesem Jahr sei es besonders kalt. Na, das haben wir uns ja wieder gut ausgesucht aber vielleicht wird es jetzt wärmer? Bitte, bitte? Wir fahren dann los, es ist halb zwei. Es geht einfach geradeaus nach Süden durch ein Flussbett hindurch und unser Ziel ist nur 30km entfernt wieder ein Flußbett – der Oued Ma Fatma. Dort können Wohnmobile wieder südlich davon oberhalb stehen mit bestem Blick auf ausgewaschene Felsen, Fluss, Meer und Natur. Wunderschön! Ein paar Franzosen stehen hier und es gibt auch einen Marokkaner, der diesen Parkplatz betreibt und dafür 10DH möchte. Wir wissen von einer Bekannten aus Sidi Ifini, was wir uns hier alles anschauen wollen und am besten heute noch, denn es gibt hier kein Internet. Aber die Landschaft ist wirklich wunderschön. Wir stellen uns so, dass wir uns mit Tisch vor den blauen Kasten setzen können und windgeschützt sind. Es gibt zum Mittag einfach kalt: lecker Stulle mit Brot. Danach gehen wir die Straße entlang (schnell, da viele LKWs), über die Brücke auf die andere Seite des Flusses, dort wieder den Berg hoch und dann oberhalb es Flusses Richtung Landesinnere zum Grab von Lalla Fatma, einer Heiligen. Auf dem Weg dorthin passieren wir einen Militärposten, der sich wohl freut Deutsche zu sehen (oder überhaupt irgendjemanden) und uns gleich zum Tee einlädt. Wir versprechen auf dem Rückweg vorbeizuschauen, es ist ja schon Nachmittag, wir brauchen doch das Licht. Das ist wohl okay für ihn und wir erreichen nach ca. 1h ab Wohnmobil die Grabanlage bzw. den Friedhof aus Gebäuden und einzelnen Gräbern. Einen Wächter gibt es auch aber den stört es nicht weiter, dass wir hier sind und fotografieren. Die Häuser können wir sogar vom blauen Kasten aus sehen und sehen von hier den blauen Kasten in der Entfernung auf den Felsen thronen. Außerdem gibt es hier ein Opfer-Gestell. Wenn das Fest zu Ehren von Lalla Fatma (=Moussem) statt findet, wird hier ein weißes Kamel an Seilen eingehängt und geopfert. und ansonsten wohl auch Ziegen, denn das abgezogene Fell und die Beine und Hufe liegen überall rum. Vielleicht für andere Feierlichkeiten wie eine Beerdigung?Auf dem Rückweg stoppen wir wie versprochen beim Militär, die Beiden Männer freuen sich. Und wir haben eine angenehme Pause, denn auf dem Hinweg hatten wir viel Sonne und auf dem Rückweg Wind. Bin ja heute schon etwas gelaufen… Also sitzen wir vorm Häuschen auf einer, durch eine Mauer geschützen, Terrasse, haben besten Blick auf den Fluss, die viel befahrene Brücke und unser Wohnmobil. Herrlich! Es gibt Tee, nicht nur mit Minze und Zucker sondern auch mit einer Gewürzmischung, die der Mann auch seiner Heimat Merzouga mitgebracht hat (u.a. Anis, den Rest habe ich nicht identifizieren können). Sehr lecker. Dazu wurde uns sehr frisches, fluffiges Brot mit Olivenöl gereicht. Unsere paar Maroc-Wörter und ein bisschen Französisch dazu kamen gut an. Sie haben auf der Terasse auch einen Kräuergarten angelegt und wir bekommen ein paar Stängel Basilikum! Basilikum?! In Marokko?! Sieht zwar anders auch, riecht aber lecker! Das kommt in einen Salat! Einen zweiten Aufguss vom Tee gibt es auch noch. Wir fragen wie lange er hier ist: jedes Jahr 4 Monate, dann wird gewechselt und er kommt an einen anderen Standort. In diesem Jahr hat es hier wenig Camper, sonst sind es mehr. Außerdem keine Angler weil es keinen Fisch mehr gibt. Und so sitzen sie hier und verbringen den Tag mit schauen. Und da überholt ein LKW den anderen und der ruft zu seinem Kollegen: Chouf, Chouf, Chouf, Chouf – auf deutsch: Schau, Schau, Schau!! War also grad mal eine spannende Überholaktion. 😉 . Und wir verstehen es!Nach 2 Tees verabschieden wir uns. Er sagt noch, wir können auch unten entlang des Flusses bis zum Meer gehen und dann an der Feldwand hochgehen, dass sei besser als über die Straße. Okay, versuchen wir es. An den Felsen gegenüber angekommen machen wir uns aber erst noch auf die Suche nach einem versteinerten Skelett entweder von einen Krokodil (sagen die Marokkaner) oder von eine Dinosaurier (sagt unsere bekannte, die Fotos auch schon mal einem Experten gezeigt hat). Und da dort ein Seil endet, an dem man sich von oben hinablassen kann, finden wir es auch. Sieht aus wie eine lange Wirbelsaälue so in der Felsenwand. Cool! Die Sonne steht immer tiefer und wir haben tolles Licht für schöne Landschaftsfotos. Dann hangeln wir uns mit Hilfe von Seil und Armkraft die Felswand nach oben zum Stellplatz und gehen nochmals oberhalb zu den Klippen und finden die beschriebenen versteinerten Seeigelböden zuhauf. Weiß zwar nicht, warum die sooooo besonders sind aber ein paar hab ich mal mitgenommen. Sonnenuntergang. Wir machen noch Käffchen, können noch vorm blauen Kasten sitzen, die Füße werden hoch gelegt, denn unterm Womo ziehtˋs! Dann wird es aber zu kalt. Und während ich hier schreibe gibt es einen wundervollen, dunkelgelben runden Mondaufgang. Perfekt! Ich mach jetzt mal Abendbrot: angebratene Zwiebeln und Paprika mit Spiegelei auf selbst gebackenem SauerteigMischbrot 🙂 . Schöner Tag!

3 Gedanken zu „West-Sahara-Fahrt: vom Oued Chbika zum Oued Ma Fatma (30 km)“

  1. Hallo Kasteninblau, hier Kasteningrau 😉

    Herzlichen Dank für diese schönen Reisebilder und den Bericht dazu………..wirklich toll gemacht.

    So wünsche ich weiter eine gute Fahrt,
    freundlich Grüsst Martin

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