Roadtrip Marokko Teil 10: Icht

Schon wieder Oase… schon wieder ein Ksar… immer noch Steinwüste… immer noch Palmen…! Genauso lieben wir das! Komm mit in den dunklen Ksar von Icht!

Tatsächlich sind wir in den letzten Jahren an Icht immer vorbeigefahren sowohl auf dem Weg in den Osten, als auch auf unserer Fahrt in den Süden… Aber jetzt, auf unserer Route gen Norden, nehmen wir uns endlich die Zeit um den kleinen Ort zu entdecken. Das ist ja genau das Schöne daran, immer wieder in dasselbe Land zu reisen: Endlich haben wir Zeit noch unbekanntes zu entdecken!

Nach ein paar letzten Einkäufen in Assa, ist es die N12, die uns nach Icht bringt. Die Landschaft ändert sich nach Norden kaum. Es bleibt reizvolle Steinwüste mit Schirmakazien Ab und an ein Palmenhain. In so einem machen wir mal Pause und genießen unser Picknick im Palmenschatten.

Bivouac Tamlalt

Noch vor Fam el Hisn geht ein Wegweiser nach links: „Bivouac Tamlalt“. Abiegen, anschauen. Die kurze Piste endet an einem Grundstück mit großem Feld bzw. Garten, in dem junge Palmen wachsen. Am neu gebauten Lehmhaus hängt ein verblassten Schild: „Ecotourisme“ .

2 Jungs rennen auf uns zu, ein älterer Herr kommt langsam hinterher. Begrüßung. „Bivouac?“ „Ja, ja, Bivouac.“ Es sieht marokkanisch unaufgräumt aus. Ein bisschen wird noch was gebaut. Zumindest sieht es danach aus. 2 der Räume am Haus sind nach vorne offen und mit Teppichen ausgelegt. Erstmal Tee. Der Herr spricht kein französich aber einer der Jungs ein paar Worte. Ob wir hier schlafen können mit dem Wohnmobil. Können wir. Sollen uns irgendwo einen Platz suchen. Er zeigt da, da oder da. Kosten? Nichts. Weil sie arbeiten ja noch. Das ist ja cool.

Dieser Bericht ist Teil unserer Serie Roadtrip Marokko. Schau Dir unbedingt unsere anderen Beiträge an, indem Du einfach auf den Titel klickst.
Teil 1: Einreise und Asilah
Teil 2: Autobahn in den Süden
Teil 3: Sidi Rˋbat
Teil 4: Der Souk von Massa
Teil 5: Von Sidi Wassay nach Mirleft
Teil 6: Von Leghzira nach Sidi Ifni
Teil 7: Sidi Ifni
Teil 8: 4 Wochen Oase Tighmert
Teil 9: Assa
Teil 10: Icht
Teil 11: R107, Tafraout und Ausreise

Das Haus liegt in einem Tal direkt am Flussbett umgeben von Bergen. Schön. Im Haus hat es keine Verbindung zum Internet. Draußen schon. Die Frau ruft was aus dem Nebenraum. Darauf fragt der Mann, ob wir was zum Knie einreiben haben. Macht dabei kreisende Bewegungen mit der Hand auf dem Knie. Nee, Schmerzsalbe haben wir nicht. Der Junge macht das auch noch mit gequältem Gesicht. Man könnte meinen, die Salbe ist für ihn. Wir haben aber immer noch keine.

Ferngläser liegen rum. Sieht man hier jetzt auch selten. Er zeigt uns eines und reibt für die Geldgeste Daumen an Zeigefinger. Will er uns das verkaufen? Oder sammelt er die und will noch eines? Beides ist für uns keine Option. Wir lernen, eine Übernachtung kostet zwar kein Geld aber sie sind für alle Geschenke offen.

Die Jungs zeigen uns das Grundstück und den Garten. Tomaten gibt es, Basilikum, Möhren und Rüben. Ist nett hier. Beim nächsten Mal könnten wir uns durchaus vorstellen, ein paar Tage hier zu bleiben. Geschenke dabei haben und dann einfach mal ausprobieren.

GPS: Lat 28.94167 Lon -8.94585; Kartenlink

Um den größeren Ort Fam el Hisn nehmen wir lieber die Umgehungstraße. Auf dem Satellitenbild sah die Durchfahrt doch arg eng aus. Dadurch sehen wir zwar nichts von der Stadt aber dafür ein bisschen Oase.

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Jetzt sind es nur noch ein paar Kilometer bis Icht. Der Tag ist auch schon fortgeschritten. Wir wollen gleich auf den ersten Camping: Camp Amerdoul. Weil klein. Weil Palmen. Weil ortsnah.

Camping Amerdoul

Der Platz ist gut besucht aber wir finden noch eine ruhige Ecke. Am nächsten Tag fahren fast alle Gäste, es ist Montag. Wir haben festgestellt, dass viele Reisende, Überwinterer, Urlauber, Camper trotzdem, dass sie keinen Arbeitsalltag (mehr) haben, doch im Wochenendrythmus leben. Sehr kurios. So sind wir zusammen mit einem Wohnmobil aus Italien fast die gesamte Woche allein.

  • GPS Lat 29.04700 Lon -8.84655; Kartenlink
  • Kosten 60 Dh, inklusive Dusche (meist ok. manchmal leider kalt)
  • Strom 10 DH
Die Apfeldusche wurde wohl von einem Deutschen markiert: links ein W, rechts ein K

Wir nutzen unsere Nachmittage zur Erkundung des Ortes, der Oasengärten und der umliegenden Pisten. Da gibt es viel zu entdecken!

Das liebe ich am blauen Kasten: alle Türen mit Aussicht!

Der Ruf des Muezzin ist auf dem Camping sehr gut zu hören. An einem Donnerstagabend ertönt schon der Gesang, den wir sonst vom Freitagsgebet am Mittag kennen. Ich meine, diesmal sogar Frauenstimmen zu hören?

Dieser Esel wohnt unterm Solarpaneel vorm Camping und begrüßt uns jeden Morgen mit einem lauten I-ah.

Das Dorf und der Ksar Icht

Das Dorf findest Du vom Campingplatz ganz einfach. Orientiere Dich an dem Minarett der Moschee und lauf auf sie zu. GPS: Lat 29.050409, Lon -8.848449; Kartenlink

Das Hammam wird gerade angeheizt

Im Ort halte Dich rechts zum Flussbett. Danach bist Du im älteren Ortsteil. Sobald Du in einer der wenigen Straßen rechts von Dir einen Tunnel entdeckst: Geh hinein! Jetzt befindest Du Dich im ältesten Teil des Dorfes, im Ksar.

Die Gänge sind alle überdacht und unbeleuchtet. Nur selten kannst Du den blauen Himmel sehen. Nimm also eine Taschenlampe mit. Viel falsch gehen kannst Du nicht. Links rum oder auch rechts. In einer Sackgasse drehst Du um und nimmst den nächsten Tunnel. Manchmal musst Du den Kopf einziehen. Der Boden ist staubig. Vieles ist verfallen. Einige Türen sind verschlossen. Hinter einer solchen entdecken wir durch die Schlitze ein Pferd. Das war schon immer so: unten wohnen die Tiere, oben die Menschen.

Du wirst irgendwann an der Moschee vorbeikommen. Die Tür steht offen. Wenige Treppenstufem führen nach oben. Pass auf Deine Füße und Deinen Kopf auf!

GPS: Lat 29.05373 Lon -8.84476, Kartenlink

Der Eingang zur verlassenen Moschee

Als wir in die Außenbereiche des Ksar vordringen sind die Wege auf einmal neu gepflastert und die Wände gepflegt. Die Türen aus Metall und die Häuser bewohnt. An einer Tür entdecken wir sogar ein Loch als Spion und eine Klingel!

links der Waschraum für die Moschee

4 Gänge öffnen sich zu einem zentralen Platz. Dort steht die neue Moschee und dahinter liegt der Friedhof (GPS: Lat 29.05370 Lon -8.84451; Kartenlink). Welche Gasse nehmen wir jetzt? Egal, eine nach der anderen… An dem Ausgang zu den Oasengärten wurden sogar neue Sitznischen angelegt. Hier treffen sich oft am Abend die Männer zum Plausch.

GPS: Lat 29.05343 Lon -8.84330 Kartenlink

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Dieser Ausgang eignet sich hervorragend um die Runde zum Campingplatz zu schließen. Der Weg führt zuerst in die Oasengärten. Sofort gelangst Du an eine runde Wasserzweigstelle. Hier ist ein zweiter Treffpunkt für Männer um die Wichtigkeiten der Welt zu diskutieren. Die Wasserkreuzung ist oft gut besucht.

Geh weiter geradeaus. Nun durchquerst du das Flussbett und gehst wieder durch die Oasengärten. Die Palmen werden lichter, es tauchen Häuser vor Dir auf. Nun bist Du auf derselben Piste, die Dich am Beginn deines Rundgangs schon zur Moschee in der Neustadt geführt hat.

Die Wasserleitung durch das Flussbett

Souk in Icht

Am Dienstag Abend und Mittwoch Vormittag findet in Icht sogar ein kleiner Wochenmarkt statt! Es sind zwar nur eine Handvoll Stände aber Du bekommst alles, was Du für ein leckeres Essen brauchst.

GPS: Lat 29.05467 Lon -8.84357; Kartenlink

Die Oasengärten von Icht

Wir lieben Oasen. Das dürfte Dir als treuen Leser nicht entgangen sein. So sind wir natürlich auch viele der Wege zwischen den Oasengärten abgelaufen. Grob befinden sich die Felder und Palmen zwischen dem Camping Amerdoul und dem Dorf.

Am Rand der Gärten in Richtung Camping haben wir einen kleinen Friedhof entdeckt! GPS: Lat 29.05117 Lon -8.84536

Die Wege führen an den Bewässerungskanälen entlang. Im Frühjahr entdecken wir saftig grüne Weizenfelder. Dattelpalmen. Johannisbrotbäume mit noch grünen Schoten. Rosablühender Oleander. Feigenbäume und Olivenbäume. Alles bunt gemischt.

Unsere Wege durch Icht

Spaziere einfach ein paar Wege entlang. Bewundere die Bewässerungstechnik. Spüre das kühle Nass des Wassers an den Händen. Erfreue Dich an der Natur.

Bewässerungssystem in der Oase

Der Marabout von Icht

Die Piste östlich vom Camping führt zu einem Marabout. Das ist ein Ort, an dem ein Heiliger bestattet wurde. Ein Grabhaus. Ein Mausoleum. Im Süden Marokkos tragen die Marabouts meist Kuppeln. Im Norden sind es Spitzdächer mit grünen Dachziegeln.

In Icht ist der Marabout aus Lehm gebaut und sehr gut erhalten. Rundherum wurde eine Brunnenanlage errichtet. In den Nebenräumen entdecken wir eine Küche und viele Ruhemöglichkeiten. Dieser Ort wird scheinbar noch sehr aktiv genutzt.

GPS: Lat 29.045792, Lon -8.832922; Kartenlink

6 Tage bleiben wir in Icht. Es ist friedlich. Im Ort gibt es eine Handvoll kleine Läden. Auf dem Campingplatz bekommst Du auch Brot.

Der Campingplatz mit Berg dahinter

Der blaue Kasten fährt nun weiter nach Norden. Auf der atemraubenden R107 nach Tafarout.

15 Gedanken zu „Roadtrip Marokko Teil 10: Icht“

  1. Wieder einmal eine wunderbare Beschreibung mit herrlichen Bildern.
    Am 14.2. geht die Fähre von Genua nach Tanger Med. Hoffentlich bekomme ich das mit dem Gas für den Kühlschrank hin. Einen franz. Adapter habe ich. Was kostet die blaue 4 kg Gaz Flasche ,?
    Vielleicht sehen wir uns. Servus

  2. Hallo, danke für den tollen Bericht und die Bilder.Genau die Route möchten wir nehmen.Wie ist der Zustand der R 107, die Vernindung nach Tafraout?
    Lg aus Sidi Ifni
    Ob wir uns noch sehen….Inshallah

    1. Hallo Chabo,
      der Zustand der R107 ist gut! Von Süden kommend ist alles frisch gemacht und ausgebaut, die Landschaft grandios, ein paar Serpentinen… nach der Passhöhe wird der Teerbeleg zwar schlechter aber alles gut fahrbar.
      Weiterhin gute Fahrt, vielleicht klappt das irgendwann mit einem Treffen…
      Alles Gute, Sven & Doreen

  3. Hallo, mit Spannung erwarte ich euren Bericht man merkt die Liebe zu diesem Land macht weiter so. Wir waren letztes Jahr im Anfang Februar in Marokko und hatten leider nur Regen und 6-7 grad so haben wir uns entschieden wieder zurück nach Spanien zu fahren wo es wärmer war. Aber Marokko ist immer noch auf unserer Liste und wir versuchen es noch einmal. Danke noch einmal für euren tollen Beitrag mit super Bildern. Christiane & Gerd

    1. Hallo Christiane & Gerd,
      vielleicht hättet Ihr nur noch weiter in den Süden gemusst? Aber, es stimmt schon, wir haben gehört, dass es letztes Jahr ein Ausnahmewinter mit kalten Temperaturen war. Aber Marokko verdient eine 2.Chance!
      Wir freuen uns über Eure Worte!
      Sonnige Grüße vom blauen Kasten.

  4. liebe Grüße aus dem verregneten griechischen Frühling!
    Ja, die Deutschen können nicht abschalten, Kalender,Uhr und abends dann die Tagesschau. ?
    Auf den Wochentag achten wir nur wenn es auf den Wochenmarkt geht, die sind ja selten täglich, da muß man in aller Regel bis zum Mittag eingekauft haben, sonst steht man vor leeren Ständen. ?
    Wünschen euch weiterhin eine schöne Tour
    eure GlobeTrottel

    1. Hey, Ihr Beiden.
      Wir haben soeben noch am Abend auf dem Souk in Tafraout eingekauft zu Alles-Muss-Raus-Preisen 😉 Das waren aber nicht nur Deutsche sondern betrifft alle Nationen. Wir haben ja auch so unseren Rhythmus, fahren aber gerne am Wochenende um unter der Woche zu arbeiten.
      Allerliebste Grüße von uns beiden!

  5. Wunderbar zu lesen mit den ganzen spannenden Bilder dazu .. Ich bin ein großer Fan von Euch !! Und beneide Euch auch ein wenig ,,smile … Aber durch Euch kann ich ein wenig träumen und miterleben .. Vielen lieben Dank

    Eure Martina

    1. Liebe Martina,
      hab vielen, vielen Dank für Deine wundervollen Worte! Wir freuen uns sehr, dass wir Dich virtuell ein bisschen mitnehemen können…
      Liebe Grüße aus Marokko vom blauen Kasten.

  6. Sehr interessantes wie jedesmal… Eine Frage : Hab in diesen Bericht ¨Auf dem Satellitenbild sah die Durchfahrt ¨und wollte gern wissen was ihr für eine Platform benützen ??
    Weiter viel Spass in Marokko…

  7. Hallo Ihr Lieben,
    hab gerade eine superleckere vegetarische Tajine auf dem Camping Amerdoul gegessen.
    Danke für die vielen schönen Hinweise!
    Viele Grüße
    Frank

    1. Hallo Frank,
      wir freuen uns sehr, dass Ihr eine schöne Zeit in Marokko habt und wir ein bisschen dazu beitragen. 🙂
      Wundervolle Grüße aus Tafraout,
      Sven & Doreen

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