Zagora Hammam

Hammam in Marokko

Eine von vielen Fragen, die wir über Marokko gestellt bekommen, ist diese: Wart Ihr schon einmal in einem richtigen Hammam? Wie ist es denn dort?

Zagora Hammam
Der Hammam in Zagora

Natürlich waren wir schon im Hammam. Der regelmäßige Besuch im Bad gehört für jeden Marokkaner zur Körperpflege, ist ein Stück marokkanischen Kultur und wir haben dort eine Menge gelernt.

Der Hammam dient nicht nur der Sauberkeit und der Erholung, er ist auch Treffpunkt zum Austausch vom neuesten Klatsch – aber den verstehen wir ja eh nicht 😉 .

Wie finde ich einen Hammam?

In jeder Stadt in Marokko gibt es mindestens einen Hammam. Oft ist er für uns Ausländer nicht so einfach zu erkennen denn selten sind Schilder an dem Gebäude so wie in Zagora. Meist gibt es einen Hinweis, einfach mit Farbe an die Wand geschrieben, oft aber nur auf Marokkanisch. 2 Gesichter noch dazu gemalt: eine Frau und ein Mann. Und manchmal ist ein Hammam nur von den Einheimischen zu finden, weil nur sie wissen, wo es ist. Für Euch heißt das: einfach durchfragen. Ein gutes Indiz ist ein sehr großer Haufen von trockenem Holz vor der Tür. Das wird gebraucht um richtig Feuer zu machen. Es könnte wohl auch eine Bäckerei sein aber das findet Ihr ziemlich schnell heraus ;).

Was passiert in einem Hammam in Marokko?

Sven und ich waren natürlich getrennt im Hammam. Wir sind auch jeweils immer mit Bekannten dort gewesen. So war es einfacher uns einerseits darauf einzulassen und andererseits sich gegenseitig den Rücken zu schrubben.

Es gibt also Tageszeiten, an denen nur Frauen den Hammam betreten dürfen und Zeiten für Männer.

Der Hammam in Zagora

Beim Hammam in Zagora haben wir zuerst draußen an einem kleinen Fenster 10 Dirham (etwa 1€) pro Person gezahlt.

Beim Betreten des Gebäudes ist man gleich im Umkleideraum. An 3 Wänden stehen niedrige Bänke, die zur Ablage und zum Hinsetzen dienen. Eine Frau gibt jedem 2 schwere Gummi-Eimer. Diese sind aus alten Reifen gefertigt – was in Europa als „upcycling“ gefeiert wird, ist hier Alltag. Wir ziehen uns bis auf die Unterhose aus und tauschen die Straßenschuhe gegen Badelatschen. Kleidung und Handtücher kommen in die mitgebrachte Tasche, welche einfach unter den Bänken stehen bleibt. Schwarze Olivenseifenpaste, ein schwarzer Rubbelhandschuh und einen großen Plastikbecher zum Wasserschöpfen haben wir uns schon vorher auf dem Souk besorgt. Diese nehmen wir mit den Gummi-Eimern in den nächsten Raum.

Das eigentliche Hammam – Bad

…besteht aus 3 Räumen, die von Tonnengewölben überspannt werden. Sie sind alle vom Fußboden bis zur Decke weiß gefliest und da es heller Tag ist, dringt die Sonne durch die Dachfenster. Bei diesem Licht wirkt das Hammam kalt. Die Räume gehen ineinander über und die Temperatur steigt an, je weiter man sich vom Eingangsbereich entfernt. Der erste Raum ist also der kälteste und der letzte der wärmste.

Zagora Hammam
Dieses praktisches Hammam Set gibts im Laden. Mit Hocker, Eimer, Schöpfkelle und Behälter für Waschzeug

Als wir den Bad – Bereich betreten, werden wir eingehüllt von Wärme und dem Stimmengewirr der Frauen. Es ist voll und schummrig vom Dampf.

Seltsam, die Marokkanerinnen nur im Slip zu sehen, wo sie doch draußen oft nur das Gesicht zeigen.

Alle sind da: Ältere, Mittelalte, Jugendliche und kleine Kinder. Und alle machen das gleiche: sich selber und gegenseitig waschen. Es wird geschrubbt, geputzt, gespült, massiert, rasiert, getratscht, gelacht und auch geschrien.

Logisch werden wir interessiert beobachtet, wir sind ja auch die einzigen Ausländer hier. Bei soviel Betrachtern fühle ich mich genauso wie ich bin: nackt. Aber alle anderen Frauen auch und wir beobachten zurück!

Im ersten Raum und im nächsten gibt es jeweils 2 Wasserhähne, um die Eimer zu füllen. Einen Hahn mit kaltem und einen mit heißem Wasser. Für uns ist es allerdings unmöglich an den Heißwasserhahn heranzukommen. Wir müssen Schlange stehen und Geduld beweisen. Also… so würden wir das in Deutschland tun, denn hier kann ich kein System zu erkennen. Wenn ein Eimer voll ist, wird einfach von jemandem der nächste darunter gestellt und ich habe keine Ahnung, wann wir an der Reihe sind. Der kalte Wasserhahn ist nicht so gefragt also nutzen wir das kalte Wasser erst einmal zum Spülen des Bodens in der freien Ecke, die wir uns gesucht haben.

Irgendwann finden wir Erbarmen und bekommen Wasser. Wir setzen uns auf den Boden, schöpfen mit dem Plastebecher heißes Wasser aus dem Eimer und bekippen uns damit. So wird Haut und Dreck eingeweicht. Wir beobachten und gewöhnen uns ein. Dann schrubbe ich mit dem Peelinghandschuh und Olivenseife alles und spüle die Hautröllchen immer wieder ab. Jap, da kommt erstaunlich viel runter!

Auch spannend: Lies hier, was wir auf  Fahrt durch die Westsahara erlebt haben! 
Eimer alle, beim Wasser anstellen, Wasser bekommen, weiter machen. Wir waren die ganze Zeit über im ersten Raum, denn im zweiten war kein Platz zu bekommen. Nun aber ziehen wir um in den dritten und heißesten Raum.Hier sehen wir eine Frau, die zusätzlich mit BH und Handschuhen bekleidet ist. Sie wäscht auf Wunsch die anderen Frauen und verabreicht die berühmt – berüchtigten Massagen. Es wird kraftvoll massiert und intensiv gedehnt. Zimperlich darf man hier nicht sein!

Der wärmste Raum wird uns irgendwann zu warm und wir finden ein Plätzchen im mittleren, der noch immer am vollsten ist. Wir beobachten wie Mütter die Kinder abschrubben, kleine Geschwister den großen die Haare waschen und selbst die Oma hilft mit. Das läuft alles sehr gründlich!

Als wir nach unserer Meinung sauber genug sind, gehen wir zuerst zur Akklimatisierung in den kältesten Raum und danach zurück in die Umkleide. Wir geben die schweren Eimer zurück, trocknen uns ab, ziehen uns an und treten in der Abenddämmerung aus dem warmen Hammam – Kokon wieder hinaus in das Stadtleben.

Auf dem Weg zum Campingplatz reden wir nicht mehr viel, die Eindrücke wollen verarbeitet werden. Und davon gab es reichlich!


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8 Gedanken zu „Hammam in Marokko“

    1. Hallo Elisabeth,
      diese Dinge lässt Du auch in der Tasche, die im Umkleideraum bleibt. Die Dame, die uns die Eimer ausgegeben hat, ist ja immer dort.
      Viele Grüße, Doreen

  1. toll eure reiseberichte!
    wie hoch ist denn eure provision von dem ausbeuterladen die ihr da bekommt?
    gibt es für euch keine andere möglichkeit zu geld zu kommen?
    das ist kein angriff gegen euch!
    ich habe nur ein echtes problem mit der wachsenden marktmacht dieses ladens der für unzählige pleiten von kleinen einzelhändlern und stetig wachsenden finanziellen druck für die übriggebliebenen verantwortlich ist.
    ich hoffe ihr versteht mich nicht falsch.
    tschüß, martin

    1. Hallo Martin,
      Danke für Deinen Kommentar!
      Wir sind ganz froh, dass wir mit den Einnahmen wenigstens die Blogkosten decken können.
      Viele Grüße aus Portugal, Doreen

  2. Hallo, ich lesen euren Blog schon eine ganze Weile und wollte mich mal für die interessanten Artikel bedanken. Viele Grüße aus La Gomera

    1. Hey Markus,
      das voll nett von Dir! Hab vielen lieben Dank!
      Wir freuen uns sehr über Deinen Kommentar und schicken liebe Grüße von Portugal nach Gomera!

  3. Hallo, jetzt ärgere ich mich, dass als wir damals in Marokko waren, und wir waren 4 Wochen unterwegs, kein einziges mal in einem Hammam waren. Naja nach dem Beitrag hier bin ich ziemlich sicher beim nächsten mal in Marokko in einen dieser berüchtigten Hammams zu gehen. Wir dachten damals immer das uns das zu teuer wäre. Aber mit umgerechnet einem Euro ist das ja wirklich nicht die Welt.

    1. Hallo Andi,
      nicht ärgern! So müsst Ihr nun einfach noch einmal nach Marokko und ein Hammam besuchen. Das ist ein echtes Erlebnis! Und ein 2., 3. oder 4. Besuch von Marokko lohnt absolut!
      Liebe Grüße aus Portugal, Doreen

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